Renate Labonté
18.2.2022
Rede zum Bebauungsplan Kemel Süd
Sehr geehrter Herr Vorsitzender, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr geehrter Herr Bürgermeister,
Es ist bekannt: Bauland ist in den großen und auch mittleren Städten knapp und teuer und damit für viele Menschen unerschwinglich. Für immer mehr Bevölkerungskreise ist ein bezahlbares Wohnen – ob zur Miete oder im Eigentum – dort nicht mehr möglich. Die ländlichen Räume sind dagegen – gerade auch bedingt durch die Pandemie – in den letzten Jahren aus verschiedensten Gründen noch attraktiver geworden sind. Jetzt gibt es zusätzlich die Möglichkeit zu mehr Homeoffice, so dass lange Strecken zum Arbeitsplatz entfallen bzw. weniger werden. Umfragen bestätigen den Wohnungsbautrend in die ländlichen Räume – „nur“ 18 Prozent der Deutschen leben gerne in der Großstadt.
Für eine nachhaltige Entwicklung ländlicher Kommunen ist wiederum der demografische Wandel – also der Bevölkerungsrückgang und die -überalterung eine riesige Herausforderung. Denn Infrastrukturen werden erstens pro Kopf teurer, je weniger sie genutzt sind und zweitens stehen zur Finanzierung und zum Unterhalt neuer Infrastruktur weniger Einwohner zur Verfügung. Je geringer die Einwohnerzahl, desto geringer sind die Steuer Einnahmen bei überwiegend gleichbleibenden Aufgaben und Ausgaben.
Bei der Schaffung von Wohnraum und der Ansiedlung neuer Bürgerinnen und Bürger brauchen wir zunächst eine gute Innenraumentwicklung und Nachverdichtung. Vorhandene Baulücken müssen identifiziert und geschlossen werden und bereits erschlossene Neubaugebiete sollen weiterbebaut werden. Diese Grundlagen müssen wir natürlich auch bei einem neuen Wohngebiet wie „Kemel Süd“ fest im Auge behalten. Aber auch die Innenraumentwicklung und Nahverdichtung hat bei dem vorhandenen Bedarf an Wohnungen ihre Grenzen. Diese Maßnahmen werden nicht ausreichen, um dem demografischen Wandel und dem Wohnraumbedarf in Heidenrod effektiv zu begegnen.
Deshalb unterstütze ich grundsätzlich die Pläne für die Bebauung „Kemel Süd“.
„Kemel Süd“ ist zum einen eine große Chance für die Entwicklung Heidenrods. Es ist zum anderen eine große Chance, ein wirklich zukunftsfähiges, nachhaltiges Neubaugebiet zu entwickeln. Ein Neubaugebiet, dass als Model dienen kann und Vorzeige-Charakter hat. Ein Neubaugebiet, in dem ressourcenschonend und mit wenig Flächenverbrauch gebaut wird; in dem weitgehende Klimaschutz-Maßnahmen umgesetzt und Maßnahmen zum Schutz der biologischen Vielfalt berücksichtigt werden.
Im Bebauungsplan sind Immobilienangebote für unterschiedliche Wohnformen vorgesehen. Ziel ist es, den Flächenverbrauch so gering wie möglich zu halten. Neben Eigenheimen sollen auch Mietwohnungen, Mehrfamilien- und Mehrgenerationenhäuser entstehen. Damit wird der Wohnentwicklung und dem Bedarf an neuen Formen der Lebensgestaltung Rechnung getragen.
Umwelt-Anforderungen wie z.B. weitgehende Klimaschutz Maßnahmen würden in das Grundeigentum eingreifen. Deshalb können nicht alle Regelungen durch gesetzliche Bestimmungen im Bebauungsplan festgelegt werden, sondern müssen feste Bestandteile in den Kaufverträgen werden. Unsere Aufgabe muss es sein, „Kemel Süd“ im Hinblick auf Nachhaltigkeit und auf die Bedürfnisse unterschiedlicher Generationen zukunftsgerecht zu gestalten.
Der vorliegende Flächennutzungs- und Bebauungsplan kann diesem Anspruch gerecht werden.
Im Bauausschuss habe ich einige Änderungen vorgetragen, die die Ziele des Klimaschutzes und der biologischen Vielfalt in der Formulierung stärker verdeutlichen.
Ich bitte Sie, tragen Sie dazu bei, dass „Kemel Süd“ diesen Vorzeigecharakter erhält und dadurch zu einer zukunftsfähigen Entwicklung von ganz Heidenrod beiträgt.
Vielen Dank!